Aktuelles - Beitrag

Der Traditionsverein WAC im Final Four! “Das hat es über 30 Jahre nicht gegeben”

By Markus Rühl | In Allgemein | on September 15, 2015

Sektionsleiter und Mannschaftsführer Mag. Dieter Frenzel im Interview über diesen historischen Erfolg des WAC’s

1 Herrenmannschaft

(Auf dem Foto von links nach rechts: Marc Sieber, Martin Slanar, Tristan-Samuel Weissborn, Christian Trubrig, Gibril Diarra, Dieter Frenzel, Lenny Hampel)

An diesem Wochenende wird in Oberpullendorf, gleich anschließend an die Österreichischen Staatsmeisterschaften, das Final Four der Österreichischen Bundesliga ausgetragen. Um den Meistertitel kämpfen: der TC Schwarzenberg (Wien), der TC Kirchdorf (Oberösterreich), die Sportunion Klagenfurt (Kärnten). Und noch ein zweiter Vertreter aus der Bundeshauptstadt – mit dem Wiener Athletiksport Club ein wahrer Traditionsverein, der als größter Tennisklub in Österreich gilt und auch die Heimat vieler Prominenter ist. Der 1896 gegründete WAC in der Rustenschacherallee 9 im Prater ist erstmals seit vielen Jahrzehnten wieder bis zum Ende ins Herren-Titelrennen involviert. tennisnet.com hat sich aus Anlass dieses historischen Erfolges mit Tennis-Sektionsleiter und Mannschaftsführer Dieter Frenzel unterhalten. Der 41-jährige Wiener erklärt das Erfolgsgeheimnis und die Philosophie des Klubs. Und die Schwierigkeiten dabei, sich überhaupt ein Bundesliga-Team zu leisten.

Dieter, die großen Mannschaftserfolge des WACs sind schon einige Zeit her. Auch wenn wir von einem echten Traditionsklub reden, sind die Errungenschaften heuer keinesfalls selbstverständlich. Zum ersten Mal seit wann steht man denn im Final Four der Herren-Bundesliga?

Das hat es seit über 30 Jahren nicht gegeben. Seit ich am Klub bin, war der WAC definitiv nie im Final Four. Und das ist mittlerweile 25 Jahre her.

Der WAC setzt nach dem TK IEV Tiroler Wasserkraft die meisten Österreicher ein. Ist es irgendwo vielleicht auch eine kleine Genugtuung, es auf diesem Weg so weit geschafft zu haben, während andere Vereine verstärkt zumeist teurere Ausländer aufstellen?

Absolut. Das ist auch unser Ziel: Mit möglichst vielen, die auch regelmäßig am WAC spielen, trainieren und sich hier aufhalten, anzutreten. Wir bestreiten das Final Four ausschließlich mit ebensolchen Spielern und durchwegs mit Wienern (lediglich Tristan-Samuel Weissborn ist in Korneuburg in Niederösterreich geboren; Anmerkung). Das ist der Weg, auf dem es der Klub schaffen wollte, und so ist es auch finanzierbar.

… was die Damenmannschaft offenbar mittlerweile nicht mehr ist. Warum genau wird am WAC kein Damentennis auf Bundesliga-Niveau mehr betrieben?

Weil die Voraussetzung für ein Bundesliga-Team bei uns am Klub eben ist, auf einheimische Spieler setzen zu können – mindestens auf drei. Wir wollen nicht mit Legionären spielen. Bei den Damen wäre das aber nicht anders möglich gewesen, da nur Marlies Szupper Bundesliga-Niveau besitzt. Um dort mitspielen zu können, hätten wir deshalb mit vier Tschechinnen oder Slowakinnen antreten müssen. Das macht für den Klub keinen Sinn.

Um dort mitspielen zu können, hätten wir deshalb mit vier Tschechinnen oder Slowakinnen antreten müssen. Das macht für den Klub keinen Sinn.

Warum ein Großklub wie der WAC keine Damen-Bundesliga-Mannschaft mehr besitzt!

Wie viele Zuschauer haben die Heim- und Auswärtsspiele eurer Herren-Mannschaft im Schnitt besucht?

Über den Tag verteilt hatten wir 100 bis 150 Zuseher bei Heimspielen. Auswärts kommen um die 50 bis 100 Zuschauer. Wenn wir in Wien und Umgebung spielen, kommen vielleicht auch 30 bis 50 Leute vom Klub mit, wenn weiter weg, dann hingegen normalerweise kaum jemand. Aber jetzt zum Final Four werden immerhin zwei Fanbusse vom WAC nach Oberpullendorf fahren, das freut uns natürlich sehr.

Wie man an den allgemeinen Zuschauerzahlen gut erkennen kann: Das Interesse an der Österreichischen Bundesliga war, auch in medialer Hinsicht, schon einmal größer. Ist es nicht frustrierend, dass man sich auch beim WAC sicherlich viel Arbeit antut, um in der Bundesliga antreten zu können, aber das Interesse doch ziemlich bescheiden ausfällt?

Das ist schon sehr schade, aber von uns aus leider nicht zu ändern. Es ist generell sehr schade, aber wir können das nicht wirklich beeinflussen. Beim Final Four wird immerhin doch einiges gemacht, das Fernsehen ist auch da. Der WAC kann heuer nicht klagen, denn wir hatten einen sehr schönen, langen TV-Bericht von unserer Heimpartie gegen Steyr auf ORF SPORT+. Das waren immerhin fünf bis sieben Minuten. Da kann man nichts sagen, das war sehr in Ordnung und erfreulich.

Woran liegt aus deiner Sicht das geringe Interesse?

Für mich liegt das daran, dass Tennis halt ein Einzel- und Turniersport ist, kein Mannschafts- und Meisterschaftssport. Auch das Medieninteresse ist fast komplett auf Turniere fokussiert. Der Mannschaftssport hat da keine Bedeutung und keinen Platz.

�Für mich liegt das daran, dass Tennis halt ein Einzel- und Turniersport ist, kein Mannschafts- und Meisterschaftssport.

� Dieter Frenzel über die Gründe des bescheidenen Interesses an der Bundesliga

Was könnte man deiner Meinung nach machen, um die Attraktivität der Bundesliga zu steigern?

Sehr schwer zu sagen. Wir können da nur schauen, dass wir für uns die Attraktivität steigern. Wir versuchen eben, eine möglichst gute Verbindung zwischen den Spielern und dem Verein herzustellen. Diese kennen bei uns etwa den Vorstand, viele Mitglieder und die Fans. So eine gute Verbindung entsteht eben auch durchs regelmäßige Training auf der Anlage. Das klappt bei uns mittlerweile recht gut. Es herrscht mittlerweile auch eine relativ hohe Akzeptanz, sehr viele finden es gut, dass wir eine solche Bundesliga-Mannschaft betreiben. Was schon mal ein großer Erfolg und Fortschritt ist.

Wie schwer ist es für euch, Sponsoren zu gewinnen? Ist das bei den Damen stets doppelt schwer gewesen?

Bei den Damen ist das sehr schwer. Bei den Herren auch. Wir haben viele, die schon über die letzten fünf Jahre dabei sind, es sind bei uns viele kleine, die jedes Jahr wieder um die 500 bis 1000 Euro zahlen. Das funktioniert mittlerweile eigentlich recht gut. Zudem unterstützt es der Verein auch recht stark.

Was für eine Gegenleistung haben Sponsoren da wirklich zu erwarten?

Die Gegenleistung ist, dass sie in der Klubzeitung aufscheinen. Beim Final Four gibt’s zudem auch eine gewisse Medienpräsenz. Und es gibt Werbeplakate auf den schönsten Tennisplätzen am WAC.

Deine Spieler scheinen ja größtenteils in bester Form zu sein. Was, denkst du, ist für den WAC beim Final Four drinnen?

Wir wollen uns so gut wie möglich verkaufen. Es wird sehr schwer, da der TC Schwarzenberg (Halbfinal-Gegner des WACs; Anmerkung) eine Mischung aus guten Österreichern und guten Legionären besitzt. Ich denke aber, dass wir dennoch Chancen haben, das Finale zu erreichen. Und dort wäre dann alles möglich.

Tretet ihr mit der stärksten Mannschaft an?

Wir spielen diesmal ausnahmslos mit Österreichern und verzichten auf Legionäre. Wir treten mit sechs Wienern an: Christian Trubrig, Tristan-Samuel Weissborn, Gibril Diarra, Sebastian Stiefelmeyer, Martin Slanar und Lenny Hampel. Marc Sieber (aus Deutschland; Anmerkung) ist bei einer Trainer-Fortbildung in Deutschland, Jan Hernych (aus Tschechien; Anmerkung) ist verletzt.

Wem aus deinem Team traust du den internationalen Durchbruch zu?

Lenny Hampel. Und Tristan-Samuel Weissborn im Doppel.

Wie wichtig ist die Bundesliga für die Spieler?

Die Bundesliga ist für die Spieler vor allem dazu da, um die Turnierspesen zu decken und ein wenig Geld zu verdienen, so ehrlich muss man sein. In zweiter Linie ist es uns gelungen, auch ein gutes Mannschaftsgefüge zu schaffen. Die Spieler trainieren miteinander und sind auch zu guten Freunden geworden.

�Die Bundesliga ist für die Spieler vor allem dazu da, um die Turnierspesen zu decken und ein wenig Geld zu verdienen, so ehrlich muss man sein.�

� Dieter Frenzel

Der Klub hat über 1000 Mitglieder, gilt als größter Tennisverein Österreichs. Man muss aber leider feststellen, dass in den letzten Jahren bis sogar Jahrzehnten überhaupt keine Spieler, die auch international reüssieren könnten, aus dem WAC hervorgegangen sind. Sollte man sich von so einem „Riesen“ nicht eigentlich erwarten können, dass zumindest alle paar Jahre ein Talent hochkommt?

Trubrig ist mit 16 zu uns gekommen. Aus dem Nachwuchs kommt sonst definitiv aber nichts, das stimmt leider. Es ist aber auch nicht leicht, die 1. Bundesliga vielleicht gar durchwegs mit dem eigenen Nachwuchs zu bestücken. Das ist auch im Fußball sehr schwer, man braucht sich nur ansehen, wie wenige Klubs das denn können. Und es ist auch sehr eine Sache des Glücks.

Dennoch: Gibt’s da auch Versäumnisse in der Jugendarbeit oder woran liegt das deiner Meinung nach?

Versäumnisse gibt es sicher auch. Aber wir sehen die Jugendförderung bei uns auch vielmehr als Mitglieder-Bindungsprogramm denn als Spitzenspieler-Unterstützung. Wir fördern viele auch weniger talentierte Jugendliche, viele Leute mit wenig Geld. Das macht auch fast jeder Verein inzwischen so. Anders macht es keinen Sinn, das bringt nichts. Und so ist es natürlich schwierig, Weltklasse-Spieler hervorzubringen, aber es bringt dem Verein so mehr. Weil man eben nicht garantieren kann, dass ein talentierter Zwölfjähriger mal Bundesliga spielen wird. Das Vereinskonzept, welches ich als sportlicher Leiter mit den anderen Klubverantwortlichen durchsetze, beruht mehr auf dem Gießkannen-Prinzip. Die Söhne und Töchter von aktuellen Vereinsmitgliedern werden verstärkt gefördert, wir wollen so viele Meisterschaftsspieler wie möglich an den Klub binden. Und das klappt eigentlich relativ gut.

�wir sehen die Jugendförderung bei uns auch vielmehr als Mitglieder-Bindungsprogramm denn als Spitzenspieler-Unterstützung.�

� Dieter Frenzel über die Gründe, warum der WAC keine Spitzenspieler hervorbringt

Nachdem der österreichische Tennissport nach der Ära Thomas Muster beinahe völlig in die Bedeutungslosigkeit versunken war, scheint die Talsohle durchschritten. Woran merkt man auch beim WAC, dass Tennis langsam wieder „in“ ist?

Tennis ist offensichtlich wieder „in“, weil wir stetig steigende Mitgliederzahlen verzeichnen: mehr Kinder, mehr Jugendliche, mehr junge Erwachsene und auch mehr Senioren. Wir haben den Mitgliederbestand im Vergleich zum Vorjahr um 50 erhöhen können. Wir merken es also sehr deutlich, dass der Tennissport wieder im Kommen ist.

Wie siehst du die Zukunft des österreichischen Tennissports?

Allgemein sehe ich sie gut, weil Tennis ein Sport für groß und klein ist, den auch Kinder und genauso Senioren bis ins hohe Alter spielen können. Bei den Herren ist die Entwicklung gut, vor allem mit einem Zugpferd wie Dominic Thiem, der noch viele verstärkt zum Tennissport bringen wird, weil er zeigt, dass man mit Einsatz, Willen, Talent und der richtigen Einstellung viel erreichen kann. Bei den Damen ist es für mich schwer zu sagen.

Du bist selbst ja einfacher Wiener Landesmeister im Einzel und sechsmaliger im Doppel gewesen, hast auch in der Bundesliga gespielt, bist heuer aber zum Non-Playing-Captain geworden. Reicht’s mit fortschreitendem Alter nicht mehr für die 1. Bundesliga?

(Lacht) Man konzentriert sich mittlerweile auf 35+- und vereinzelte Landesliga-Einsätze. Für die Bundesliga reicht’s leider nicht mehr.

Das Gespräch führte Manuel Wachta.

 

No Comments to "Der Traditionsverein WAC im Final Four! “Das hat es über 30 Jahre nicht gegeben”"

© WAC 2022. Alle Rechte vorbehalten.